Die ersten Gebirgsflüge und Landungen in den Bergen

Kaum hatten motorbetriebene Geräte schwerer als Luft zum ersten mal 1903 den sicheren Erdboden verlassen, waren es die schwerbezwingbaren Berge, die die ersten Flugpioniere magisch anzogen. Der erste Fluge im Alpengebiet überhaupt startete am 10. März 1910 vom gefrorenen St. Moritzer See auf 1800 Meter. Der Deutscher Paul Engelhardt gewann mit seinem Wright-Doppelldecker damit einen vom Kurverein St. Moritz gestifteten Preis von 2000 Franken. Die dreimalige Umkreisung des Sees dauerte nur 5 Minuten, doch schon am 15. März blieb der Apparat dann ganze 31 Minuten in der Luft.

Weit höher war die Prämie, die demjenigen winkte, der als erster die Alpen Überqueren würde. Zum Auftakt der Mailänder Flugwochen 1910 waren 70000 Goldfranken für die Strecke Brig, Simplon, Domodossola geboten. 10 Piloten hatten gemeldet. Mit einer nur 50 PS starken Blériot gelang dem 23 jährigen Peruaner Geo Chavez am 23. September 1910 das Kunststück. Ganze 42 Minuten hat dieser Flug gedauert, der am Boden von Tausenden begeisterten Menschen beobachtet wurde. Eigentlich schien alles mit grosser Leichtigkeit abzulaufen, ein Triumph ohne Makel sollte es werden. Das Schicksal wollte es anders. War es Übermut oder waren es doch starke Turbulenzen, die dazu führten, dass der Flugapparat bei einem letzten Überflug über ein Heer von Zuschauern kurz vor der Landung in Domodossola in 15 Meter Höhe in der Luft zerbrach? Wir wissen es nicht, denn Chavez, der den Unfall zunächst für 5 Tage überlebt hatte, hat uns dieses Geheimnis nicht mehr preis gegeben.

Ganze 2 Jahre lang hat es darauf hin niemand mehr gewagt mit einem Flugzeug den Bergen zu nahe zu kommen. Erst der Schweizer Pilot und Flugzeugkonstrukteur Rene Grandjean hat im Jahr 1912 erstmals wieder Flüge vom St. Moritzer See aus unternommen. Dabei kamen auch erstmals in der Luftfahrt an einem Flugzeug Skis zum Einsatz.

Der damals 22 jährige Schweizer Oscar Bider überraschte die ganze Welt, als er nur 77 Tage nach Abschluss seiner Flugausbildung in Pau am 23. Januar 1913 die Pyrenäen in einer heimlich umgebauten Blériot auf 3700 Meter Höhe überquerte. Über Nacht war in der Schweiz ein neuer Held geboren. Am 13. Juli 1913 hob Bider in Bern um 04.08 ab, schraubte sich zum Jungfraujoch hoch, überflog es in 3600 Meter und wandte sich direkt Richtung Simplon. Er landet auf dem gleichen Feld auf dem Chavez sein Leben verlor, lässt nachtanken und geht um 8.44 auf einem mit Tüchern markierten Feld bei Mailand nieder. 13 Tage wartet er hier auf gutes Wetter und fliegt sein Flugzeug dann über den Lukmanier und den Krüzlipass zurück in die Nordschweiz, wo er in Liestal niedergeht um nachzutanken und seinen Weg über Basel nach Bern zu vollenden. Er hat damit als erster Mensch die Alpen in beide Richtungen überquert. Als Fliegerheld war Bider dann massgeblich am Aufbau einer ersten Schweizer Luftwaffe während des ersten Weltkrieges beteiligt.

Es war dann auch diese Schweizer Luftwaffe, die als erste Versuche wagte mit Flugzeugen auf einem Gletscher zu landen. Am 16. August 1919 stampften 10 Mann eine etwa 200 Meter lange Piste unterhalb des Jungfraujoches. Die Piste gefror wie erwartet über Nacht und bot eine harte Unterlage, um darauf auch mit Rädern landen zu können. Oberleutnant Robert Achermann und Major Arnold Isler stiegen mit einer 150 PS DH-3 von Thun auf und versuchten den gewagten Anflug. Doch eine Windböe drückte sie hinunter sodass sie einige Meter vor der Piste im weichen Schnee zu Boden kamen. Der Überschlag war wirklich filmreif und wurde auch als Zeitdokument auf Zelluloid gebannt. Mit neuem Propeller gelang der Start anderntags und der Flug wurde erfolgreich in Thun beendet.

Ein erneutes Rauschen im Blätterwald der Welt erzeugte die erfolgreiche Landung des Schweizers François Durafour am 30. Juli 1921 auf der 4330 Meter hohen Kuppe des Dome du Goûtier im Gebiete des Montblanc. Er war mit seinem Doppeldecker Caudron G-3 mit einem 110 PS Motor in Lausanne gestartet und nur eine Stunde später auf seinen Rädern auf dem hartgefrorenen Firn gelandet. Auch der Start gelang einwandfrei, womit diese Unternehmung wohl als der erste von A bis Z erfolgreiche Gletscherflug in die Geschichte eingehen wird.

Die erste Gletscherlandung im Osten wurde am 19. März 1922 durch Franz Hailer unterhalb der Zugspitze ausgeführt. Leider ging dabei der Propeller zu Bruch und die Maschine musste demontiert und in zerlegt ins Tal geschafft werden.

Am 24. Juli 1928 erfolgte erneut eine Landung auf dem Jungfraujoch durch den Berner Hans Wirth mit einer nur 19 PS starken Klemm Eindecker. Am 6. August tat es ihm der Werkspilot der Klemmwerke Lusser gleich, doch sein Flugzeug verfügte über immerhin 40 PS. Interessant ist, dass man bei beiden für den Start im Schnee die Räder auf dem Joch demontiert und sie mit Skiern ersetzt hat. Beide Flieger kamen derart ausgerüstet ohne Zwischenfall in die Luft.

Viele mögen sich an die Film, «Stürme über dem Montblanc» und «Piz Palü» erinnern. Leni Riefenstahl spielte neben dem Deutschen Fliegerheld Ernst Udet die Hauptrolle. Für die Aufnahmen landete Udet wiederholt 1930 auf dem Trient und dem Orny Gletscher und 1933 auf der Diavolezza. Udet hatte dafür Skis an seiner Klemm befestigt.

Während der Bayer Franz Hailer ab 1922 versuchsweise anfing von Innsbruck aus per Abwürfe aus der Luft hochalpine Hütten mit Brenn und Baumaterial zu versorgen, waren Versorgungsflüge in den abgelegenen Gebieten Kanadas und Alaskas von Beginn an nicht wegzudenken. Mehr darüber auf dieser Seite.